FAQ
Fragen rund um die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas, wie schaut unser Plan B aus und überhaupt, was ist ein Outburst of Courage? Here we go:
Kulturhauptstadt Europas – was ist das eigentlich?
Alles begann im Jahr 1985, als der Rat der Europäischen Gemeinschaft auf Vorschlag der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri beschloss, alljährlich eine (damals noch) „Kulturstadt Europas“ zu benennen. Absicht der Initiative war und ist es, „dazu beizutragen, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa herauszustellen und ein besseres Verständnis der Bürger Europas füreinander zu ermöglichen“ sowie „der europäischen Öffentlichkeit besondere kulturelle Aspekte der Stadt, der Region oder des betreffenden Landes zugänglich zu machen“.
Mit Graz (2003) und Linz (2009) hat Österreich bisher zweimal die Kulturhauptstadt gestellt. Nach einem festgelegten Rotationssystem der EU ist Österreich 2024 erneut an der Reihe, gemeinsam mit Estland, die Kulturhauptstadt zu stellen. Das heißt: im Jahr 2024 wird es sowieso eine Kulturhauptstadt in Österreich geben. Unsere derzeitigen Mitbewerber sind St. Pölten in Niederösterreich und Bad Ischl mit dem Salzkammergut.
2019 sind Matera in Italien und Plovdiv in Bulgarien Kulturhauptstadt Europas.
Warum haben wir uns beworben?
Weil Vorarlberg ein unglaubliches Potential hat. Mit der Bewerbung wollten wir Europa zeigen, was diese Vier-Länder-Region zu bieten hat.
In Zeiten, in denen Grenzzäune hochgezogen werden, haben wir Signale der Offenheit und des kulturellen Austausches nach Europa geschickt. Wir förderten einen gesamteuropäischen Zusammenhalt über alle Kulturen, Sprachen, Religionen und Ethnien hinweg. Die dynamische Entwicklung unserer Gesellschaft mit all ihren Herausforderungen sahen/sehen wir als Chance und entwickelten neue kulturelle Perspektiven – von allen für alle.
Und nun?
Für uns heißt es jetzt ‚Europa wir kommen trotzdem‘. Was über die letzten drei Jahre in partizipativen Denk- und Dialogwerkstätten, im Rahmen von Resonanzgruppen und in vielen Projekten und Aktionen gemeinsam erarbeitet wurde, soll nicht in der Schublade verschwinden. Die Projekte, Konzepte, Strategien und Kooperationen, die über die Grenzen hinweg und europäisch geplant wurden, sollen umgesetzt werden – wenn vielleicht auch etwas kleiner und feiner, als wir das mit dem Titel hätten tun können. Outburst of Courage ist eine Haltung, die sich nicht an dem Titel Kulturhauptstadt festmacht, sondern Bestandteil unseres täglichen Schaffens ist. Voller Mut möchten wir also daran arbeiten, Vorarlberg als „Mini-Europa“ und als kulturelle Entwicklungs- und Pilotregion in Europa zu positionieren.
Was brachte die Bewerbung?
Die Bewerbung war ein regionaler Entwicklungsprozess, der für alle in Vorarlberg lebenden Menschen initiiert wurde und zu dem alle eingeladen waren. Wesentliches Element war die Auseinandersetzung und der Austausch mit der eigenen Kunst und Kultur im europäischen Kontext und auf internationaler Ebene. Es wurde ein kulturelles Klima geschaffen, in dem Fragen zur eigenen Identität gestellt wurden. Ziel war es, einen breit angelegten Zugang zu kulturellen und künstlerischen Themenkreisen individuell oder in Gemeinschaft zu ermöglichen. Es ging dabei um „Kunst für alle“.
Outburst of Courage - hä?
In vielen Beteiligungsprojekten und Gesprächen haben wir herausgefunden: sehr vieles ist besonders gut in Vorarlberg. Uns wurde aber auch gesagt, dass mehr Mut, mehr Innovationsgeist, mehr Raum zum Scheitern, mehr Freiheit, mehr Querdenkerei, mehr Platz für junge Menschen und deren Bedürfnisse und weniger „Schaffa schaffa“ gute gesellschaftliche Ansprüche wären. Um das zu diskutieren und später umzusetzen, dafür braucht es aus unserer Sicht einen Mutausbruch. Outburst of Courage ruft alle dazu auf, mutig zu sein, frei zu denken, anders zu handeln und sich selbst und anderen Raum zum Ausprobieren und vielleicht sogar Scheitern zu geben. Und das alles aktiv mit Europa zu diskutieren. Denn alles was uns betrifft, betrifft auch andere in Europa.
Welche Kriterien mussten erfüllt werden?
Sechs Kriterien mussten erfüllt werden: Der Beitrag zu einer langfristigen Kulturstrategie war die erste Anforderung. Hier musste die nachhaltige Wirkung des Projektes Kulturhauptstadt deutlich gemacht werden. Beim zweiten Kriterium Europäische Dimension ging es um die aktive Förderung der kulturellen Vielfalt im Land, um einen interkulturellen Dialog und um die aktive Vernetzung mit Europa. Wichtig war, dass jede Aktivität im Rahmen der Kulturhauptstadt europäisch gedacht und umgesetzt wurde. Drittes Kriterium waren die kulturellen und künstlerischen Inhalte, also das Programm. Nächstes Kriterium: Umsetzungsfähigkeit. Bedeutet wir brauchten eine gute kulturelle Infrastruktur und die Unterstützung der Politik. Im fünften Kriterium Einbindung der Gesellschaft ging es um die Einbeziehung und Mitwirkung der Bevölkerung im Prozess (siehe Denk- und Dialogwerkstätten und die Projekte STARTprojekte, #Grenzmomente, Ich, Oma, Opa und Europa, etc.). Im letzten Punkt Management musste sichergestellt werden, dass wir den wichtigsten Kulturtitel Europas verwalten und organisieren konnten.
Wer steckte dahinter?
Der Gedanke einer möglichen Bewerbung stand in den Vorarlberger Rheintalstädten seit 2014 im Raum. Diese Idee hatte sich am 4. Juli 2016 bei einer gemeinsamen Stadtvertretungssitzung in Schwarzenberg mit einer überwältigenden Mehrheit konkretisiert. Der klare Auftrag an das Projektteam von Dornbirn plus Feldkirch Hohenems Bregenzerwald war es, die Bewerbung zu managen. Dornbirn hatte nach dem Austritt von Bregenz den „lead“ im Bewerbungsprozess übernommen und war Bannerstadt. Einreichen durften immer nur Städte, sie haben die Verantwortung und die Führung inne, beteiligen konnten sich aber Regionen.
Das Bewerbungsbüro leitete Mag. Bettina Steindl. Sie hat bereits für die Kulturhauptstädte Linz09 und RUHR.2010 gearbeitet. Gemeinsam mit ihrem Team, Theresa Bubik und Lisa-Maria Alge, den Kulturamtsleitern der Städte und dem Bregenzerwald und mit vielen Helfer*innen managte das Team den Bewerbungsprozess.
Wer entschied was & wann & wie & überhaupt
Über den Erfolg einer Bewerbung entschied eine von der EU bestimmte internationale und unabhängig 12-köpfige Jury. Die finalen Bewerbungsunterlagen mussten am 13.10.2019 abgegeben werden Die Entscheidung fiel am 12. November 2019. Den Titel holte sich Bad Ischl mit dem Salzkammergut (dazwischen gab es eine Präsentationen vor der Jury und Jurybesuche).
Was kostete die Bewerbung?
In Österreich war bisher eine sogenannte „Drittelfinanzierung“ üblich. Das heißt, Städte, Bund und Land haben sich die Kosten gedrittelt, dazu kommt ein Betrag in der Höhe von 1,5 Mio. Euro aus EU-Mitteln. Für die Jahre 2017 bis 2019 hatten die Städte zur Vorbereitung einer Bewerbung gemeinsam 305.000 Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt (gemeinsamer Stadtvertretungsbeschluss vom 4. Juli 2016).
Wie sehen wir Kultur?
Kultur ist für uns das Fundament für eine funktionierende Gesellschaft und Grundlage unseres Zusammenlebens. Sie ist Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft der Gesellschaft. Daher stehen wir für einen breiten Kulturbegriff, der die Verbindungen von Kunst und Kultur mit den gesellschaftlichen Bereichen Bildung, Soziales, Interkultur, Diversität, Mobilität, Sport und Wissenschaft umfasst.