Europe at Home – Rescaling Distances
...von Jakob Redl & Carolin Riedelsberger, Team St. Pölten 2024
Danke, dass wir Teil eurer #weact-Serie sein können und liebe Grüße aus St. Pölten
Konzepte schreiben, Kulturinfrastrukturprojekte vorbereiten, Ausschreibungen – etwa für die künstlerische Leitung – formulieren, Zeitpläne erarbeiten und konkrete Vorprojekte planen. Fünf Monate nach der Entscheidung der EU-Jury für Bad Ischl – Salzkammergut als Kulturhauptstadt Europas 2024 und damit leider gegen uns (und unserer „Hosts“ hier aus Dornbirn), befinden wir uns mitten in der Vorbereitung eines großen gemeinsamen Kunst- und Kulturschwerpunkts von Stadt und Land im Jahr 2024 in St. Pölten.„Europe at Home“ war das Leitmotiv unserer Bewerbung, verstanden als Impuls, das gemeinsame Europa vom vertrauten Zuhause, von „daheim“ aus, zu entdecken, zu diskutieren, zu stärken, ja tagtäglich zu leben.
Und jetzt sitzen wir wirklich Zuhause, während die enge nationalstaatliche Perspektive den Blick auf das gemeinsame Europa verhindert, die Grenzen geschlossen werden, das Vertrauen gegenüber der EU aber vor allem zwischen den Mitgliedsstaaten rapide sinkt und sich manche Länder immer weiter von demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen entfernen.
„Rescaling Distances“ nannten wir im Konzept unsere Methode, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Doch was selbstverständlich als ein Näherkommen, ein Näherbringen, ein Über-den-Tellerrand-Schauen gedacht war, wird nun von einem „Social Distancing“-Dispositiv überstrahlt, wo Distanz mit Sicherheit und Nähe mit unsichtbarer Gefahr verknüpft ist.
#weact verstehen wir nicht nur als konkrete Aktion, diese Distanzen aufzubrechen, sondern als eine Haltung und ein Zusammenhalten, deren Notwendigkeit hoffentlich gerade in und nach dieser Krise von immer mehr Menschen erkannt wird.
Wie können wir trotz physischer Distanz soziale Nähe aufbauen und spüren? Wie können wir trotz der massiven medizinischen und wirtschaftlichen Belastungen Solidarität leben – von der eigenen Stadt bis zur Europäischen Union? Wie können wir durch Kunst und Kultur gerade in Krisenzeiten Fragen stellen, Alternativen aufzeigen, Kooperationen entwickeln, Experimente wagen, ja vielleicht um als Gesellschaft resilienter zu werden? Genau das wollen wir auch im Rahmen von St. Pölten 2024 ergründen und werden in Kürze dazu mit Beiträgen von Künstler*innen und Wissenschafter*innen auf unserer Website starten.
Bis dahin wollen wir euch ein „Rescaling Distances“ zu St. Pölten ermöglichen. Zahlreiche digitale Kulturangebote geben einen Einblick in die vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft St. Pöltens: die kritische Ausstellung „Der Blick von außen“ von Reinhard Seiß zur Baukultur St. Pöltens, das #theatertagebuch des Landestheaters Niederösterreich, Archiv-Konzerte vom Freiraum St. Pölten, das digitale Museum NÖ, der virtuelle Kinosaal vom Cinema Paradiso, das Festspielhaus St. Pölten oder die Playlist mit österreichischen Musikperlen vom St. Pöltner DJ und ehem. Bauchklang-Sänger Andi Fränzl.