Kulturtipps Oktober:
DOCK 20

DOCk20
DOCK20

...von Claudia Voit & Daniela Fetz 

Da sind wir. Im Corona-Kultur-Herbst. Wir nuscheln unsere personenbezogenen Daten zwecks Registrierungspflicht in unsere Masken und reißen uns das Stückerl Stoff erleichtert vom Gesicht, sobald wir den uns zugewiesenen Sitzplatz eingenommen haben. Als Kulturveranstalter*innen starren wir ängstlich auf die Ampel und brechen spätestens beim Aufleuchten von Orange in hektische Betriebsamkeit aus, um herauszufiltern, welche Veranstaltungen unter welchen Umständen und mit welchen Adaptierungen noch möglich sind. Es ist ungewohnt, unbequem, wahnsinnig zeitaufwendig. Aber unverzichtbar. Wir haben uns dafür entschieden, weiterzumachen. Von Woche zu Woche. Weil Künstler*innen, Kulturproduzent*innen, Musiker*innen, Performer*innen und Schauspieler*innen von unseren Entscheidungen abhängig sind. Weil es zwar einfach wäre und so viel Zeit-sparender, Veranstaltungen abzusagen, aber wir hier in Lustenau der dringenden Überzeugung sind, dass Kultur stattfinden muss.

DOCK 20 – Kunstraum und Sammlung Hollenstein

Den Kunstraum abseits der urbanen Hotspots gibt es schon seit den 1970er Jahren, seit diesem Jahr unter neuem Namen und mit neuem online und real-life-Auftritt: Die Design Agentur GREAT (Wien, Bregenz) hat ein institutionelles Facelift spendiert, das nach außen sichtbar macht, was seit Jahren im Innenraum des Lustenauer Landmarks „Pontenblock“ realisiert wird: zeitgenössische, kritische Kunstausstellungen, die eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Im Schaudepot werden Kriegszeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg zwischen Kunst und Propaganda von Stephanie Hollenstein aus der hauseigenen Sammlung gezeigt. Und im Kunstraum ist noch bis Anfang November die raumfüllende, quietschbunte Ausstellung zum Anfassen von Nana Mandl zu sehen, bevor ab Mitte November die wundersamen, phantastischen und überdimensionalen Keramik-Arbeiten von Monika Grabuschnigg präsentiert werden.

Das gesamte Veranstaltungsprogramm zu den Ausstellungen findet ihr auf: dock20.lustenau.at

Und wer sich doch lieber virtuell informiert – folgt uns auf Instagram: @dock20_lustenau

Kinothek Lustenau

Unter dem Motto „Kultur im Kino“ veranstaltet die Kinothek Lustenau nebst Opern-Live-Übertragungen auch eine Reihe von Filmen abseits des Mainstream. Seit Anfang des Jahres kuratieren der Künstler Gerhard Klocker und die Filmkuratorin Yvonne Rüscher diese Filmreihe und schaffen Platz für unkonventionellere, schräge Filme, alle ausschließlich in Originalsprache.

Ende September startet die Reihe in die neue Saison mit „Die Kinder der Toten“, einer sehr freien filmischen Adaption des gleichnamigen monumentalen Gespensterromans von Elfriede Jelinek. Ein eigentlich unverfilmbarer Roman wird von einem Duo, das die Romanvorlage nie gelesen hat, als Stummfilm auf Super 8 realisiert, mit schlecht geschminkten Laiendarstellern in der Hauptrolle und vertont von Wolfgang Mitterer. Urkomisch, bissig, verwirrend – ein überrschendes Kino-Experiment. 

In der Kinothek Lustenau, am 29. September um 20 Uhr / 30. September um 18 Uhr / 6. Oktober um 20 Uhr / 7. Oktober um 18 Uhr

S-MAK

Noch ein absoluter Geheimtipp: In der Lustenauer Hofsteigstraße, direkt neben dem Druckwerk, lässt sich derzeit verfolgen, wie zeitgenössisch und experimentell mit einer der wichtigsten Sammlungen aus der Lustenauer Industriegeschichte gearbeitet wird: Der Verein Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation, kurz S-MAK, hat sich ganz dem Ausreizen der Möglichkeiten verschrieben, welche das Thema „Stickerei“ in Lustenau in einer zukünftigen Institution neu präsentieren und positionieren sollen.  In der Hofsteigstraße 21 befüllen sie derzeit mit ihrer vielfältigen Sammlung, einer kleinen Dauerausstellung und reichlich Motivation die vorläufig unrenovierten Räume, um interessierte Besucher*innen zu empfangen und einen Diskurs über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stickerei anzuregen.

Über die Website, Instagram und Facebook lassen sich die Pläne des Vereins digital verfolgen. Analog erkundet man am besten bei einer Besichtigung des Depots, welche textilen Schätze in der Sammlung lagern und auf welchen Wegen der Verein das in Lustenau vorhandene Wissen um Herstellung, Einsatz und Handel der Stickerei festhalten und bewahren will. 

Individuelle Depotführungen können angefragt werden unter info@s-mak.at. Und danach lässt sich noch ein Blick in das Druckwerk nebenan werfen auf die historischen Druckmaschinen und die dort derzeit stattfindende Plakat-Ausstellung.

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Für unsere Herbst-Kultur-Tipps haben wir deshalb den Fokus auf die kleineren Räume und Veranstaltungen direkt bei uns in der Nachbarschaft gelegt, wo mit viel (ehrenamtlichem) Engagement auf hohem Niveau Kunst und Kultur abseits der großen Besucher*innenströme ermöglicht wird.