Is the dog part of the work? Fragen in Zeiten wie diesen…
...von Claudia Voit
Als Kuratorin und Leiterin der Galerie Holleinstein sind wir in diesen Ausnahme-Tagen besonders damit konfrontiert, unser Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm nicht wie geplant durchführen zu können. Danke also für die virtuelle Bühne #weact Outburst of Culture, die wir hiermit gerne nützen! Als gemeindeeigene Institution trifft uns die derzeitige Schließung nicht so hart wie diejenigen, mit denen wir täglich und intensiv zusammenarbeiten: Künstlerinnen und Künstler, für die Ausstellungen diejenige Plattform sind, über die ihre Arbeit öffentlich wahrgenommen wird - Voraussetzung dafür, dass Kunst verkauft, Förderungen und Sponsoring akquiriert und Produktionsbudgets ausgeschüttet werden können.
Aufgabe derjenigen Institutionen, die (noch) nicht mit dem Rücken zur Wand stehen, und der öffentlichen Hand muss es nun sein, gemeinsam mit den Betroffenen Wege zu finden, Alternativen zu herkömmlichen und stark auf Events bezogenen Kunst-Formaten zu finden. Es gibt durchaus Kunst, die sich diesbezüglich anders denken lässt: digital, verstärkt auf Video oder Sound setzend. Man kann Hintergrundgeschichten erzählen und verstärkt Blicke hinter die Kulissen ermöglichen. ABER: Ein Großteil der bildenden Kunst ist auf eine direkte Auseinandersetzung mit dem Publikum hin angelegt - das lässt sich nicht übersetzen und soll es auch nicht! Performative, installative, ortsspezifische Aspekte eines Werks können nicht einfach vom analogen in den digitalen Raum verschoben werden. Das wird uns in diesen Zeiten wieder besonders bewusst und darin liegt auch die besondere Kraft von Kunst.
Für dieses Frühjahr haben wir eine Solo-Ausstellung von Judith Saupper in unserem Kunstraum geplant - wir hatten das Glück, dass wir die Eröffnung noch wie geplant durchführen konnten. Direkt danach mussten die Ausstellungsräume aber geschlossen werden. Ich bin danach viele Male durch die verwaisten Räume gestreift und habe mir diese auf eigentümlich-besondere Weise wunderschöne Ausstellung angesehen, in der es - wie passend! - um das Gedankenexperiment einer menschenleeren Landschaft geht, die als Speicher für Vergangenes funktioniert. Gemeinsam mit der Künstlerin habe ich dann die Idee umgesetzt, meinen Spaziergang durch die Ausstellungslandschaft zu dokumentieren und so ist der kleine Film entstanden, den wir nun online gestellt haben. Die Aufnahmen entstanden mit meinem Ipad, ich war also tatsächlich die gesamte Zeit über komplett alleine im Raum. Das Gespräch, das ich mit Judith Saupper dazu geführt habe, zeitverzögert und mit der Aufnahmefunktion unserer Smartphones aufgenommen, sind persönliche Fragen, die mir währenddessen im Kopf herum geisterten. Judith beantwortet die Fragen dann von ihrem Atelier in Niederösterreich aus, wo sie mit ihrem Mann und ihrem Hund Kol in einem sehr charmanten alten Bauernhof mit einem wunderschönen Innenhof lebt und arbeitet. Sie sitzt in der Sonne, im Hintergrund hört man die Vögel zwitschern - ein starker Kontrast zur Leere des verwaisten Ausstellungsraums, in dem die Natur scheinbar wissenschaftlich aufbereitet und organisiert in künstlichem Licht ausgebreitet vor mir liegt.